Platz 5: Hans-Jürgen Wiecha: Krisenarbeit bei Senvion
Anfang Februar trat Hans-Jürgen Wiecha das Amt beim krisengeplagten Windanlagenbauer Senvion an – und einen erfahrenen CFO konnte das Unternehmen gut gebrauchen: Der Preisverfall in der Windbranche traf Senvion besonders hart. Auch die Berufung von Neil Robson als Chief Restructuring Officer brachte nicht die erhoffte Wende: Senvion meldete Anfang April Insolvenz an.
Allerdings gelang es dem neu formierten Managementteam des Windanlagenbauers um CFO Wiecha im Frühjahr, dem Unternehmen einen Massekredit über 100 Millionen Euro zu sichern und den Betrieb damit am Laufen zu halten. Eine neue Perspektive eröffnete sich im Herbst: Nach M&A-Verhandlungen übernahm der deutsch-spanische Konkurrenten Siemens Gamesa wesentliche Teile Senvions.
Platz 4: Helen Giza: Zeitenwende bei FMC
Nach über 20 Jahren bei Fresenius und fast zehn Jahren als Finanzchef des Dialysespezialisten Fresenius Medical Care verkündete Michael Brosnan im Februar 2019 seinen Abschied: „Meine Karriere bei Fresenius Medical Care war ein erfüllender, aber auch herausfordernder Abschnitt meiner beruflichen Laufbahn“, sagte er. Brosnan begann seine Fresenius-Karriere 1998 bei Spectra Renal Management, dem Labordienstleistungsgeschäft von FMC Nordamerika, als Vice President für Finanzen und Administration. 2003 wurde er CFO von FMC Nordamerika und stieg zum Jahresanfang 2010 zum Finanzvorstand der Konzernmutter Fresenius Medical Care in Bad Homburg auf.
Für das Fresenius-Urgestein kam die US-Amerikanerin Helen Giza auf den CFO-Posten. Sie wechselte zum 1. November von der US-Tochter des japanischen Pharmaunternehmens Takeda, wo sie als Finanzchefin und seit 2018 als Chief Integration and Divestiture Management Officer für den gesamten Takeda–Pharmaceuticals-Konzern tätig war.
Mit Gizas Berufung steigt die Zahl an weiblichen CFOs im Dax auf immerhin fünf. In einem Report der Allbright-Stiftung vom September 2019 schneidet Deutschland schlecht ab: Beim Vergleich des Frauenanteils auf Vorstandsebene zwischen den USA, Schweden, Großbritannien, Frankreich, Polen und Deutschland der Allbright-Stiftung liegt Deutschland auf dem vorletzten Platz: Lediglich 14,7 Prozent der Vorstände sind weiblich, nur Polen schneide mit 13 Prozent schlechter ab. Berufungen nach dem 1. September 2019 sind darin allerdings noch nicht enthalten.
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Platz 3: Jan Kemper: Von ProSiebenSat.1 zu Omio
Einen der Überraschungswechsel des Jahres 2019 lieferte der ehemalige ProSiebenSat.1-CFO Jan Kemper: Nach zwei Jahren als CFO von ProSiebenSat.1 tauschte er im April das Münchener Großkonzernleben gegen einen Job bei dem Berliner Reiseplattform-Start-up Omio. Omio betreibt eine App über die Nutzer Bahn-, Bus- und Flugverbindungen buchen können. Das Berliner Unternehmen beschäftigt 300 Mitarbeiter und ist damit wesentlich kleiner als Kempers bisherige Stationen, zu denen neben ProSiebenSat.1 auch das Vorzeige-Start-up Zalando zählt. Der größte Pluspunkt des Start-ups Omio für den promovierten Volkswirt: „Die Kombination aus dem Mobility-Sektor, plus dem inspirierenden Gründer Narem Shaam und Shareholdern, die bereit sind auch die nächsten Jahre zu finanzieren und diese Vision zu verwirklichen, das hat mich gereizt.“
Einen Nachfolger für Kemper hatte der als eigenwillig geltende ProSiebenSat.1-Chef Max Conze schnell gefunden: Der ehemalige CFO des Verpackungskonzern Gerresheimer, Rainer Beaujean, ist seit dem 1. Juli Finanzchef des MDax-Konzerns.
Platz 2: Carsten Knobel: Vom CFO zum Henkel-Chef
In den vergangenen Jahren haben immer mehr CFOs den schwierigen Schritt an die Konzernspitze gesucht. Mit Carsten Knobel traut sich nun der nächste Finanzchef an die Unternehmensführung: Er übernahm am 1. Januar die Verantwortung für den Konsumgütergiganten Henkel als Vorstandsvorsitzender.
Knobels wichtigste Aufgabe: Trotz schwieriger gesamtwirtschaftlicher Lage und einer Gewinnwarnung muss er Henkels digitale Transformation weiter vorantreiben. Die erste Digitalisierungsinitiative hatte noch Knobels Vorgänger Hans Van Bylen angestoßen. Bereits seit Oktober ist der Neu-CEO für die Digitalisierung des Düsseldorfer Unternehmens verantwortlich: Im Zuge der Berufung des neuen Chief Digital & Information Officer Michael Nilles übernahm Knobel die Zuständigkeit für diesen Bereich.
Nach dem Abschied von Henkel-Urgestein Hans Van Bylen, der rund 35 Jahre bei dem Dax-Konzern arbeitete, übernimmt mit Knobel wieder ein Henkel-Eigengewächs die Unternehmensverantwortung: Der 50-Jährige begann seine berufliche Karriere 1995 als Vorstandsassistent bei Henkel. Nach Stationen im Controlling, M&A und dem operativen Geschäft stieg er 2006 zum Leiter Konzernstrategie und Konzern-Controlling auf, 2012 wurde er zum CFO berufen.
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Und auch bei der Nachfolge auf der Position des CFO bleibt Henkel seiner Strategie treu: Mit Marco Swoboda wurde wieder ein Eigengewächs Finanzchef: Er übernahm zum 1. Januar das Finanzressort. Swoboda ist seit 23 Jahren bei Henkel und verantwortete in dieser Zeit unter anderem die weltweite Finanzorganisation sowie die Bereiche Corporate Accounting, Beteiligungscontrolling sowie Corporate Finance/Treasury.
Platz 1: Alexander Doll: Messerwetzen bei der Bahn
Am Ende wurde ihm wohl der Deal zum Verhängnis, der ihn überhaupt zur Bahn gebracht hatte: Bahn-CFO Alexander Doll hatte noch als Deutschland-Chef von Barclays die Übernahme der britischen Arriva durch die Deutschen Bahn begleitet, nun möchte der Konzern sich von Arriva trennen, doch der jüngste Verkaufsprozess scheiterte. Die Bahn erhoffte sich Verkaufserlöse von 4 Milliarden Euro – dem Vernehmen nach sollen die Gebote nur bis 2 Milliarden Euro betragen haben.
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Dolls Abgang waren Wochen öffentlich ausgetragener Streitereien, Machtspiele und Intrigen vorausgegangen. Er solle die Aufsichtsräte zu spät über Probleme beim Arriva-Verkauf informiert haben, lautete ein Vorwurf an Doll. Andere Stimmen sagen dagegen, Doll habe bei der Vendor Due Diligence des Arriva-Deals Ungereimtheiten entdeckt. Der Konzern war zuletzt beispielsweise wegen dubioser Beraterverträge mit Ex-Managern der Bahn in Erklärungsnot geraten.
Im Aufsichtsrat erhielt der ehemalige Investmentbanker zuletzt sogar unerwartete Unterstützung von den Arbeitnehmervertretern, doch genützt hat es wenig: Doll hat den Machtkampf verloren. Medienberichten zufolge soll er sich seine Vertragsauflösung zum Jahresende einiges haben kosten lassen: Im Raum steht ein siebenstelliger Betrag. Sein Nachfolger wird nun zum 1. Februar 2020 der promovierte Jurist Levin Holle, ehemaliger Berater der Boston Consulting Group und zuletzt Abteilungsleiter im Finanzministerium. Holle kennt den Staatskonzern gut: Er sitzt seit einiger Zeit im Aufsichtsrat der Bahn.
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